Venture Partnerin & Rechtsanwältin Sophie Pollok im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 13.03.2024

Sophie Pollok – Wie bewirkt man eine Gesetzesänderung?

Venture Partnerin & Rechtsanwältin Sophie Pollok im New Lawyers Podcast

Sophie Polloks Lebenslauf ist alles andere als geradlinig. In dieser Folge des New Lawyers Podcasts spricht sie mit Magdalena Oehl darüber, wie sie vom BWL-Studium zu Jura kam – und dann von der Großkanzlei ins Start-up. Auch ihr ehrenamtliches Engagement ist Thema dieser Folge: Sie rief die Initiative "Stay on Board" mit ins Leben und setzte sich gegen die Streichung des Elterngeldes für Gutverdiener:innen ein.

 

Sophie Pollok ist heute als Venture Partnerin bei Auxxo tätig – ein Frühphasenfonds, der auch in Start-ups investiert, die noch ganz am Anfang stehen. Das Besondere daran: Die Voraussetzung für ein Investment ist, dass mindestens eine Frau Teil des Gründungsteams ist, welche zudem mindestens 20 Prozent der Anteile hält. Auch das Kapital kommt überwiegend von Frauen. In der männerdominierten Branche, in der Frauen häufig noch ein Blindspot seien, unterstützt Auxxo also diversere Teams – welche statistisch gesehen auch erfolgreicher sind.

Bis Pollok vor einem Jahr in diese Position kam, war es ein langer Weg. Sie begann ein BWL-Studium, wechselte dann, nachdem eine Vorlesung im Privatrecht ihr Interesse geweckt hatte, zu Jura. Ihr Studium richtete sie danach aus, später einmal in einer Großkanzlei zu arbeiten. Dazu kam es dann auch: Bei Osborne Clarke war sie eine der ersten Anwältinnen im Venture Capital des Berliner Teams und baute den Bereich mit auf.

Schnell merkte sie aber, dass sie sich mehr für die Geschäftsmodelle ihrer Mandant:innen interessierte als für die aus ihrer Sicht recht repetitive und stille Arbeit in der Großkanzlei. Sie reizte das dynamische Umfeld, die Aufbruchsstimmung in den Start-ups. Kurzerhand kündigte sie ihren Job bei Osborne Clarke und nahm sich eine Auszeit im Silicon Valley.

Mehr juristische Einblicke erwarten dich im New Lawyers Podcast

Hier findest du die neusten Folgen:

Wer im Start-up erfolgreich sein will, muss mutig sein

Ihre eigene Gründungsidee verwarf Pollok wieder – sie erschien ihr nicht erfolgversprechend. Dafür tat sich eine neue spannende Möglichkeit auf: Ein befreundeter Unternehmer benötigte Hilfe bei der Vorbereitung einer Due Dilligence für sein Start-up Choco. Pollok sagte zu und übernahm nach kurzer Zeit auch viele weitere Aufgaben, bis ihr schließlich das Angebot gemacht wurde, dauerhaft Teil des Management-Teams zu werden.

Während ihrer Zeit im Start-up hat Pollok vieles gelernt. Vor allem aber eines: Mutig sein und keine Angst vor Fehlern haben. „Der Mut und die Entscheidungsfreude wird einem im Jurastudium abtrainiert“, sagt sie. Trotzdem half ihr die Erfahrung aus der Großkanzlei in der dynamischen Start-up Umgebung weiter. Denn dort hatte sie gelernt, das große Ganze zu sehen und strukturiert vorzugehen. Vieles musste sie aber neu lernen – zum Beispiel, dass man im Start-up als Jurist:in nicht nur auf Probleme hinweisen, sondern auch kreative Lösungen finden muss. Und auch in ihre Management-Rolle musste sie erst einmal hineinwachsen.

Stay on Board: Auszeiten für Vorstandsmitglieder

Neben ihrer Karriere ist es Pollok ein wichtiges Anliegen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Viel Aufsehen erregte sie gemeinsam mit Verena Pausder mit der Initiative "Stay on Board". Der Hintergrund: Werden Frauen in Vorständen schwanger, mussten sie bis vor Kurzem während des Mutterschutzes und der Elternzeit ihr Mandat niederlegen – ohne ein Recht auf Rückkehr.

Dank Stay on Board sind nun familiär bedingte und haftungsfreie Auszeiten möglich. Davon profitieren nicht nur Schwangere, sondern auch alle anderen Vorstandsmitglieder, die in Elternzeit gehen möchten, Angehörige pflegen oder bis zu drei Monate wegen einer längeren Erkrankung ausfallen. Pollok betont die Vorbildfunktion, die Vorstände haben – auch Männer, die nun mit verbindlichem Anspruch auf Rückkehr in Elternzeit gehen können.

Ehrenamtlich engagieren als Jurist:in? Hier erfährst du mehr!

Zwischen Erfolg und Anfeindungen für die Elterngeldpetition

Für Stay on Board erhielten Pollok und Pausder viel Zuspruch. Etwas anders sah es bei ihrem Engagement gegen die Streichung von Elterngeld für Paare mit einem Einkommen von mehr als 150.000 € pro Jahr aus. Trotz des großen Erfolges der Petition wurden sie als „Reichenlobbyisten“ beschimpft und angefeindet.

Diese Elterngeldpetition hat einfach gezeigt, dass Demokratie und Beteiligung an der Demokratie so wirksam ist.
- Sophie Pollok

Pollok erklärt, dass die geplante Streichung vor allem Akademiker:innen trifft, die viel für ihr Einkommen gearbeitet haben und oft auch spät ins Berufsleben starten. Dadurch konnten viele nicht so viel Geld zurücklegen, um die Elternzeit zu finanzieren. Das führe zu einer Benachteiligung von Frauen und neuen Familienmodellen, man rutsche wieder in die Abhängigkeit des Partners oder der Partnerin, wenn man in Elternzeit geht. Die Änderung treffe nicht die Reichen, sondern Menschen, die hart gearbeitet haben und sich ihre Unabhängigkeit bewahren möchten. Zudem fehlten Kitaplätze für die nötige Betreuung. Das Elterngeld sei ein starkes gleichstellungspolitisches Instrument, das geschützt werden müsse – und das gelang dank der Initiative auch.

Obwohl Pollok, Pausder und ihre Mithelfer:innen sich von der Kritik an ihrem ehrenamtlichen Engagement getroffen fühlten, appelliert Pollok an alle, die sich politisch engagieren möchten – auch wenn es Gegenwind gibt. „Diese Elterngeldpetition hat einfach gezeigt, dass Demokratie und Beteiligung an der Demokratie so wirksam ist“, sagt sie.

 

Dich interessiert, wie man eine Petition startet und wie es danach weitergeht? Oder du möchtest wissen, was bei Sophie Pollok in nächster Zeit ansteht? Dann hört doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 01:52: Icebreaker-Frage: Was wolltest du als Kind werden?
  • Ab 03:38: Warum bist du von der Großkanzlei zum Start-up gewechselt?
  • Ab 06:13: Wie kam der Wechsel zustande?
  • Ab 08:25: Was sind die Unterschiede zwischen Kanzlei und Start-up?
  • Ab 08:55: Wie hat dich die Kanzleiarbeit auf das Start-up vorbereitet?
  • Ab 10:45: Muss man sich Managementfähigkeiten selbst aneignen?
  • Ab 12:11: Was waren deine größten Learnings aus der Zeit im Start-up?
  • Ab 13:52: Was hat sich verändert mit dem Wachstum des Start-ups?
  • Ab 15:05: Der Wechsel zur Investorenseite
  • Ab 17:11: Die Initiative Stay on Board
  • Ab 22:02: Nehmen Männer in der Jurabranche Elternzeit?
  • Ab 23:40: Wie startet man eine Initiative wie Stay on Board?
  • Ab 27:06: Die Initiative für das Elterngeld
  • Ab 30:16: Wie habt ihr die Argumente gegen das Elterngeld gekontert?
  • Ab 34:16: Was waren die nächsten Schritte nach der Anhörung?
  • Ab 35:45: Hattet ihr weitere Hilfe bei der Initiative?
  • Ab 36:44: Wart ihr überrascht über den Widerstand?
  • Ab 39:42: Was steht in den nächsten Wochen bei dir an?
Laura Hörner-author-avatar-image
Mehr Informationen zum oder zur Autor:in
Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.